Brut & Aufzucht

Allgemein:

Die Kunstbrut ist grundsätzlich ein anspruchsvolles Thema! Jeder Züchter weiss das und ist sich bewusst, dass Erfolg und Misserfolg sehr nahe zusammen liegen. Rückschläge gibt es immer, doch man darf den Mut nicht verlieren und muss aus den Fehlern lernen. Wie Kunstbrut im Detail genau funktioniert, ist in zahlreichen Bücher oder Webseiten beschrieben.Auch gilt es die Anleitungen der verschiedenen Brutmaschinen genaustens einzuhalten.

Und: Präzise, hochwertige Messgeräte (Thermo- und Hygrometer) sind zwingende Voraussetzung für den Erfolg. Ich brüte in mehreren Gängen, beginne etwa im März und beende die Brüterei ungefähr Mitte Sommer. Die Brut und Aufzucht erfordert neben der Freude daran auch sehr viel zeitlichen Aufwand und ein ausgeklügeltes Management. Der erforderliche Geräte- und Maschinenpark, Bau und Unterhalt der Stallungen, sowie Futter- und andere Kosten sind mit erheblichen finanziellen Auslagen verbunden.

Abstammungskontrolle:

Durch Beringung der Elterntiere, Markierung der Bruteier, separaten Schlupfhorden und Kennzeichnung der Küken, bin ich immer über die genaue Abstammung, sowie das Schlupfdatum der Tiere orientiert. Die Software „ZOOEASY“ gibt mir stets Auskunft über die Verwandtschaft und andere Informationen

So läufts bei mir:

Jeweils anfangs Jahr stelle ich meine Zuchtgruppen zusammen, die bestehen aus einem Hahn und mit zwei bis drei Hennen. Da immer nur meine besten und geeignetsten Tiere in Einsatz kommen, ist die Anzahl von Bruteier begrenzt. Die anspruchsvollere Fütterung der Zuchttiere wird entsprechend etwas angepasst, weniger Proteine, dafür mehr Vitamine. Die gesammelten Bruteier werden markiert, gewogen und müssen meinen gewünschten Anforderungen entsprechen. Eier, welche meine Kriterien nicht erfüllen, werden ausgeschieden.
Die Bruteier kommen dann in einen eigens umgebauten Klimaschrank, wo sie unter ständiger, langsamer Wendung maximal 14 Tage bei 12°C gelagert werden
Wenn genügend Eier vorhanden sind, kommen diese für 18 Tagen in den Brutschrank und werden bei ca. 37.8 °C und 40 bis 50% relativer Luftfeuchtigkeit unter permanenter Wendung ausgebrütet. Danach werden die Eier in einen Schlupfbrüter verlegt, darin ist die Temperatur etwas geringer (37.3°C), dafür muss die Luftfeuchtigkeit so hoch wie möglich gehalten werden. In drei Tagen, nach gesamthaft 21-22 Bruttagen, schlüpfen dann die Kleinen.
Sobald die frisch geschlüpften Küken etwas trocken sind, kommen diese in ein beheiztes Kükenheim, in diesem herrschen etwa 30 bis 32°C. Immer frisches Wasser und Kükenfutter stelle ich ihnen ab sofort zur freien Verfügung. Nach etwa 10 Tagen werden die schnell wachsenden Tiere in einen grösseren Stall umgesetzt, auch dort bekommen sie noch Wärme von einem Dunkelstrahler. Ich benutze keine Infrarot- Strahler, da ich der Meinung bin, dass sich die Jungtiere von Anfang an an den natürlichen Tag / Nachtrhythmus gewöhnen sollen. Mit etwa 5 Wochen kommen die Jungtiere, welche schon richtige Federn tragen, in den eigentlichen, unbeheizten Aufzuchtstall, wo sie schon einen eigenen Auslauf benutzen können. Mit 6 bis 8 Wochen ist das Geschlecht erkennbar, Die Jungtiere sind jetzt robust und flink genug und können ab jetzt den Besitzer wechseln

Spezielles bei der Marans- Brut:

Das Ausbrüten von Maranseier ist etwas anspruchsvoll. Dies vor allem wegen der etwas dickerer, aber poröserer Eierschale, dadurch verdunstet das Ei weniger schnell Feuchtigkeit. In der Folge kann auch mit weniger Feuchtigkeit als bei anderen Hühnereier gebrütet werden, ausgenommen in den letzten Tagen.
Um die Schale während des Bebrütens weicher zu machen, besprühen einige Züchter die Eier mit Essigwasser. Dies habe ich früher auch so praktiziert. Inzwischen bin ich mittels eigenen Versuchen zu der Erkenntnis gekommen, dass ich dies heute als Überflüssig erachte.

Befruchtungs- und Schlupfrate:

Auf diese zwei Begriffe stösst man immer wieder, wenn es ums Brüten geht. Beide bedeuten nicht dasselbe, werden aber gerne verwechselt! Die Befruchtungsrate ist der Anteil an befruchteten Bruteier, welche sich schon ab Brutbeginn entwickeln. (Die Voraussetzung zur Entwicklung eines Embryos ist ja eine Befruchtung).Die Schlupfrate zeigt uns das Ergebnis der tatsächlich fertig geschlüpften Küken aus den befruchteten Eier. Beispiel: Beim Durchleuchten (Schieren) der Eier stelle ich fest, dass von 100 Eier sich 10 Stück nicht entwickeln, die Eier sehen gleich wie ein Speiseei aus und werden ausgeschieden. Dies ergibt eine Befruchtungsrate von 90%. Von diesen 90 Eier schlüpfen aber nur 60 Küken, ergibt eine Schlupfrate von 66,6%. (alle anderen sind während der Entwicklung abgestorben, oder haben den Schlupf nicht geschafft) Maranszüchter mit einer Schlupfrate von mindestens 75% dürfen zufrieden sein! Ich hatte schon mal erfreuliche 82%, aber auch schon nur miese 51%! Jedes Brutjahr ist anders und steckt voller Überraschungen...